
Die Schlaraffia® ist am 10. im Lethemond (10. Oktober) des profanen Jahres 1859 in Prag gegründete, weltweite deutschsprachige Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Das Wort „Schlaraffe“ soll vom mittelhochdeutschen Wort „Slur-Affe“ abgeleitet sein, was damals so viel hieß wie „sorgloser Genießer“. Der Wahlspruch der Vereinigung lautet „In arte voluptas” (etwa: in der Kunst liegt Vergnügen). Der Begriff „Schlaraffia” ist durch den „Allschlaraffenrat” (Vorstand des weltweiten Verbandes „Allschlaraffia”) markenrechtlich geschützt worden und kann demnach mit einem „®“ in allen Veröffentlichungen des Vereines geführt werden. Im Laufe der Naziherrschaft sowie später durch die sozialistische Regierung der DDR mußten viele „Reyche” zwangsweise den Vereinsbetrieb einstellen und konnten nur in sehr vereinzelten Fällen durch geheime Treffen in sicherer Umgebung (meist Privatwohnungen) diese Zeiten überstehen. Durch die Vertreibung und Flucht aus den deutschen Ostgebieten kam es nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik zu vielen Neugründungen.
Schlaraffische Zeitrechnung:
Zufolge Beschluß des V. Concils zu Vindobona am 2./6. des Ostermonds 1898 fällt das Jahr 1 der schlaraffischen Zeitrechnung auf die erste Winterung Allmutter Pragas, profan 10.10.1859 / 30.04 1860. Der Jahreszahl sind die Buchstaben a. U. (anno Uhui) vorgesetzt. Das profane Jahr 2018 wird demgemäß a. U. 159 geschrieben.
Die Schlaraffen haben eine eigene “Sprache”, die mittelalterliche Begriffe enthält, denn das schlaraffische Spiel ist von ritterlichem Geist geprägt. In Schlaraffia® sind nachstehende Ausdrücke gebräuchlich, deren Nichtanwendung der Pön unterliegen.
Amt = Ambt
Angehörige des Schlaraffen = Tross
Gattin des Schlaraffen = Burgfrau
Sohn des Schlaraffen = Knäpplein
Tochter des Schlaraffen = Burgmaid
Schwiegermutter des Schlaraffen = Burgschreck
Arbeitsstelle = Büro Fronburg
profane Beschäftigung = Frondienst
außenstehende Welt = profane Welt
Bedienung in der Burg = Styx, Styxin
Bekleidung = Wams
Festgewand = Rüstung
Frack, Smoking Schwalbenschwanz = Rauchrock
Kopfbedeckung der Ritter und Junker = Helm
Kopfbedeckung der Knappen = Sturmhaube
Besuch, besuchen eines Reyches = Einritt, einreiten
Bett, Liegegelegenheit = Lotterbett
bezahlen = berappen
Brief, Postkarte, E-Mail Sendbote = Sendwisch, Netzwisch
Depesche, Telegramm = Blitzogramm
Einladung = Ladung
Erzeugnisse in Poesie, Prosa, Musik = Fechsung
fahren oder gehen = reiten
Feuerzeug = Brandfackel
Fotografie, Bildnis = Konterfei
Fremdenbuch = Schmierbuch
Galerie = Hoher Balkon
Gefängnis = Burgverlies
Geld = Mammon
Generalversammlung = Allschlaraffias Concil
Getränke, trinken = Labung, laben
Trinkgefäß = Humpen
Bier, Wein = Quell, Lethe
Champagner = Schaumlethe
Schnaps = Brandlethe
Jenseits (siehe auch sterben) = Ahalla
Kellner = Küfer, Küper
Krankheit = Bresthaftigkeit
Mantel des fungierenden Oberschlaraffen = Hermelorum
Mitglieder der Schlaraffia = Sassen
Mitgliederverzeichnis des Reyches = Stammrolle
Mitgliederverzeichnis Allschlaraffias = Allschlaraffische Stammrolle
Cello = Kniewinsel
Geige = Seufzerholz
Gitarre = Minneholz
Klavier = Clavicimbel
Trompete = Drommete
Trompetensignal = Fanfare
Zither = Zupfbrettl
Nichtschlaraffen = Profane
nichtschlaraffische Welt = profane Welt
Ort, in welchem keine Schlaraffia ist = uhufinsterer Ort
Pfeife = Schmauchtopf
rauchen = schmauchen
Reise, reisen = Ausritt, ausreiten
Schlaraffia in einem Ort = Reych
Sitz des Oberschlaraffen = Thron
Sitzung in der Burg = Sippung
beiwohnen = sippen
Sitzungsraum = Burg
Sitzungspause = Schmuspause
Sitzungstag = Uhutag
die erste Sitzung im Monat = Schlaraffiade
die letzte Sitzung im Vereinsjahr = Schlußschlaraffiade
Speise, speisen = Atzung, atzen
Sterben = gen Ahalla reiten
Strafe, strafen = Pön, pönen
Strafe einziehen, Geld einsammeln = kneifen
Telegramm = Blitzogramm
Telefon = Quasselstrippe
Auto, Autobus = Benzinroß, (Stinkroß), Benzinelefant
Wohnmobil, Motorrad = Schnarchroß, Benzinesel
Eisenbahn, Bahnhof = Dampfroß, Dampfroßhalle
Elektrische Bahn = Funkenkutsche
Flugzeug = Flugroß
Versammlung in der Burg = Sippung
Wahl, wählen = Kürung, erküren
Weihnachtsbaum = Uhubaum
Weltall, schlaraffisches = Uhuversum
Wirt = Hospes
Wohnung des Schlaraffen = Heimburg
Zigarre, Zigarette = Lunte, Luntette
Kalenderjahr (Jahreszahl) = a.U. (anno Uhui)
Jahr, das = Jahrung
1. Wonnemond bis 30. Ostermond Jahrung (z.B. 158/159)
1. Wonnemond bis 30. Herbstmond Sommerung (z.B. 159)
1. Lethemond bis 30. Ostermond Winterung (z.B. 158/159)
Monat = Mond
Januar, Februar = Eismond, Hornung
März, April = Lenzmond, Ostermond
Mai, Juni = Wonnemond, Brachmond
Juli, August = Heumond, Erntemond
September, Oktober = Herbstmond, Lethemond
November, Dezember = Windmond, Christmond
Immer, wenn die Winterung beginnt, freut sich der Schlaraffe auf die Sippung. Am Uhutag verabschiedet er sich von seiner Burgfrau, der Burgmaid, dem Knäpplein, läßt den Burgschreck schön grüßen und verläßt ohne Tross die Heimburg. Mit dem Benzinroß oder der Funkenkutsche reitet er zur Burg, wo ihn der Hospes freundlich begrüßt. Bei der Styxin bestellt er etwas zum Atzen und sorgt für Labung, indem er einen Humpen Quell oder Lethe bestellt. Er trägt sich in das Schmierbuch ein, richtet seine Rüstung her und schmaucht noch eine Luntette.
Mittlerweile sind schon viele Sassen des Reyches eingetroffen, die auch sippen wollen. Der Schlaraffe hört von der Bresthaftigkeit eines Sassen und das selbiger das Lotterbett hüten muß. Ein anderer Sasse berichtet, daß es nach der Schlaraffiade in der Schmuspause Schaumlethe gibt, da ein Freund, der übrigens im Uhuversum sehr viel ausreitet, sein Wiegenfest feiert.
Auch Knappen, Junker und Ritter aus anderen Reychen sind eingeritten und haben Brandlethe als Geschenk mitgebracht. Ein anderer Sasse berichtet, daß er im vergangen Mond nach einer Pön für eine vergessene Fechsung in das Burgverlies geworfen wurde und das Büßerhemd anlegen mußte, da er den Kneifer ignorierte.
Heute gibt es eine besonders feierliche Sippung, daher tragen alle Sassen den Rauchrock und der Fungierende – er sitzt am Thron – trägt zum Hermelorum seinen neuen Helm. Später wird dann ein Orchester spielen, Kniewinsel, Seufzerholz, Minneholz und Clavicimbel werden schon gestimmt.
Mit der Fanfare beginnt die Sippung und die profane Welt ist nun für eine Weile vergessen ….
Reichsämbter und Wahlwürden
Um das schlaraffische Spiel spielen zu können, werden bestimmte “Spielfiguren” benötigt. Da gibt es neben den Oberschlaraffen (wovon einer immer die Sippung leitet) die verschiedensten Ämbter.
Die Liste ist sicher nicht vollständig und variiert von Reych zu Reych. Bei einigen Ämbtern kann man erraten, was dessen Aufgabe ist, aber bei anderen braucht es eine Erklärung, die ich hier versuche darzulegen.
An Ende der Winterung (zur letzten Sippung im April) werden die unten angeführten Reichswahlwürden und zwei Reychsschatzprüfer gewählt.
Hier die mir bekannten Reichsämbter,
Oberschlaraffe (meist drei),
OI – Oberschlaraffe des Inneren,
OÄ – Oberschlaraffe des Äußeren,
OK – Oberschlaraffe der Kunst,
K – Kantzler,
VK – Vizekantzler,
M – Reychsmarschall,
J – Junkermeister,
Sch – Reychsschatzmeister,
C – Ceremonienmeister
Dazu kommen
Archivar, Ausrittsmeister, Bannerträger, Barde oder Reychsbarde, Berichterstatter, Burgvogt, Burgwart, Fanfarenmeister, Herold, Hofmaler, Hofnarr, Hofsänger, Korrektor, Mundschenk, Nachtwächter, Netzvogt oder Internetwart, Protokollant, Reisemarschall, Reychschronist, Reychsberichterstatter, Reychskellerwart oder Kellermeister, Reychsküchenmeister oder Küchenmeister, Reychsmedikus (Medici, Medikus), Reychspostbote, Reychspostmeister, Reychsrumpelkämmerer, Reychsschwertträger, Reychstrommler, Rüstmeister, Säckelmeister, Schulrat, Truchsess, Wappen- & Adelsmarschall, Wappenmeister, Zinkenmeister
Kein Ritter darf die Annahme einer Reychswahlwürde ablehnen. Ich denke, es ist von Vorteil diejenigen vorher mal zu fragen, was auch i.d.R. gemacht wird. Diese Wahlwürden dürfen auch nur von sesshaften Rittern besetzt werden und gilt nur im verleihenden Reych. Ab diesen Zeitpunkt haben sie auch das Abzeichen ihrer Würde (die Ambtskette) zu tragen.